Rabenstein 1 (Juni-Veranstaltung) 2011

Nach einer unkomplizierten Fahrt in die fränkische Schweiz kamen wir kurz nach zehn vormittags auf dem Lagergelände an und bauten dann etwas hektisch unser Lager auf, weil die Veranstaltung bereits mittags eröffnete. Vor allem das neue Tarp machte Schwierigkeiten, weil wir noch nicht so genau wußten, welche Seile in welcher Kombination an welche Stangen angehängt werden müssen und weil der neue Leinenstoff sich doch recht widerspenstig anstellte.

Als nächstes stellte sich heraus, dass ich beim hektischen Packen am Vorabend verschiedenes vergessen hatte, u.a. Günters Bruche und Schuhe sowie ein Holzbrettchen. Letzteres war schnell nachgekauft, bei den beiden anderen mussten wir improvisieren. So lief Günter dann mit meinen Schuhen herum (ohne Socken, weil mit passten sie nicht), ich die ganze Zeit mit den dicken Socken in den Holzschuhen.

Durch ein Versehen waren wir zeitlich bei den FrüMis einsortiert worden, was weiter kein Problem war, nur gelegentlich bei den anderen Gruppen für Verwunderung sorgte.

Der Ort

Burg Rabenstein ist eine beeindruckende Burg, wenn man sie von unten sieht. Von der Lagerwiese aus sieht man sie leider überhaupt nicht, weil ein Waldstreifen dazwischen steht und das Gelände einen Absatz nach unten macht, bevor der Felsvorsprung mit der Burg anschließt. Geht man durch diesen Wald, eröffnen sich auch hier schöne Ausblicke, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie vom Tal herauf. In der Burg ist ein Hotel der gehobenen Klasse untergebracht, man kann sie aber trotzdem besichtigen (was wir nicht taten).

Zur Burg gehört eine Falknerei, die man zeitweise besichtigen kann. Die Beschwerden früherer Gäste wegen des Fotoverbotes kann ich nicht nachvollziehen. Die empfindlichen Augen der Greifvögel leiden unter dem Blitzlicht, und viele Besucher denken schlicht nicht daran, den Blitz vorher auszuschalten. Die Konsequenz daraus ist nur logisch.

Das Lager lässt sich in zwei Teile gliedern, zum einen der Bereich mit den Lagergruppen, zum anderen der Marktteil mit einer Turnierwiese.

Die Lagergruppen sind – soweit das Gelände es zulässt – in eine Zeitstraße aufgegliedert. Der Marktbereich besteht aus 3 Wegen mit Anbietern auf beiden Seiten (Ausnahme: der Bereich der Turnierwiese). Das Angebot war gut, viele Handwerker, nur ganz wenig Nippes, hier am ehesten die Kindersachen. In einer großen Ecke gab es ein spezielles Angebot für Kinder.

Das Angebot an Essen und Trinken war von der Auswahl her in Ordnung. Bekritteln ließe sich allenfalls diese seltsamen roten Teile auf den Flammkuchen und das Angebot von Schokolade bei den Crêpes …

Beim Getränkeangebot fiel uns Nicht-Bayern natürlich auf, dass es die großen Bierkrüge gibt ;-), gemeinerweise liefen einige der Besucher mit denselbigen durch die Lager, was bei so sommerlichen Temperaturen schlicht verboten gehört … wir warteten bis abends und DANN musste sie sein, die Maß …

Wer nicht selbst kochen wollte und „was Gescheites“ wollte, konnte direkt unterhalb des Lagers in die Burgschänke gehen und sich dort für günstiges Geld an einer soliden Portion regionaler Küche gründlich satt essen.

Programm

Die fünf maßgeblichen Programmpunkte waren …

… der „Zug durch die Zeit“, der immer kurz nach Mittag stattfand und für alle Lagergruppen verpflichtend war.

Der Zug fängt mit der „ältesten“ Gruppe an und endet mit dem Spätmittelalter. Eine gewisse Tradition scheint zu sein, dass die einzelnen Gruppen sich irgendetwas – meist Lustiges – einfallen lassen. Hier versuchten sich die Truppe des „Uhl zu Wilhaim“, zu der wir uns trotz 100 Jahre Zeitdifferenz dazugesellten, und die Dreynschläger zu übertreffen. Die anderen Gruppen hielten sich eher zurück, allerdings lieferten die Wikinger ebenfalls an einem Tag eine sehenswerte Show, indem sie auf dem Trockenen ein Wikingerschiff in voller Fahrt simulierten.

Als der Uhl dann eine Replik der heiligen Lanze mitführte und verlangte, dass alle mindestens das Knie beugten, taten dies überraschend viele. Ob das in anderen Bundesländern auch so funktioniert hätte? Eher unfreiwillig beugte auch der Uhl sein Knie. Er saß auf einem geliehenen Sattel, der auf Stangen mitgeführt wurde. Und das Ganze war etwas kippelig … die heilige Lanze wollte eben, dass _jeder_ vor ihr zu Boden ging.

… der Gaukler „Schabernack“, optisch ein Jack-Sparrow-Verschnitt, der über den ganzen Tag hinweg immer wieder Programmpunkte hatte, mal allgemeiner Art, mal speziell für Kinder. Wir fanden ihn wirklich gut mit seiner launigen Art, aber mit den Tagen kannten wir das Programm.

… die aus Österreich stammende Musikgruppe „Rhiannon“. Sie machten die Musik, die man von Märkten halt so kennt. Abends allerdings zeigten sie kurz, dass sie auch anders konnten, und dann war das richtig gut. Ungünstig nur, dass diese vergleichsweise leise Musik nicht zu den Lagern durchdrang, man musste also gerade in der Nähe sein, um es mitzubekommen.

Es gab noch einen zweiten Musiker, der überall herumzug, aber von diesem habe ich eher wenig mitbekommen und weiß leider auch seinen Namen nicht mehr.

… die Feuershow (an den Namen der Gruppe kann ich mich leider ebenfalls nicht erinnern). Während die Gruppe am ersten Abend noch etwas Probleme hatte, ihr Thema schauspielerisch darzustellen, waren sie am zweiten Abend richtig gut. Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht, aber es gibt mittlerweile einige Gruppen, die mit dem Feuer spielen. Bei mir jedenfalls zeigen sich gewisse Ermüdungserscheinungen, was natürlich schade für die Akteure ist, die sich ins Zeug legen. Trotzdem fand ich die Samstag-Abend-Vorstellung sehr ansprechend, eben weil die eigentlichen Feuerspiele in eine Art Theaterstück eingebettet waren. Andere mögen es langweilig gefunden haben, weil die Aufführung dadurch gewisse „Längen“ hatte.

… und natürlich Dreynschlag. Die aus Wien stammende Schaukampftruppe, ein Abzweiger einer traditionellen Fechtschule und nebenher mit einer – soweit ich das beurteilen kann – sauberen SpäMi-Darstellung, ging wieder in die Vollen. Wir sahen sie hier zum ersten Mal und waren restlos begeistert. Vormittags zeigten sie die „Wiener Fechtschule“, in der sie alle in Fechtbüchern beschriebenen Waffen – darunter auch Sicheln, Sensen, Dreschflegel – in der praktischen Anwendung zeigten. Dies immer in höchster Präzision, immer sehr anschaulich (einmal in Zeitlupe, einmal in Echtzeit), fast immer humorig und immer mit dem berühmt berüchtigten Wiener Schmäh.

Abends dann „der Tod und der reiche Mann“, eine Ableitung oder gar Persiflage (?) auf den „Jedermann“. Also ein komplettes Theaterstück mit vielen Gags und noch mehr Kampfeinlagen. (Wer diese Show nachvollziehen möchte, sei auf zwei Youtube-Videos verwiesen.) Für Günter und mich sehr nett: das Dreynschlag-Lager war uns genau gegenüber. So sahen wir, neben vielem anderen Blödsinn, auch, wie spontan eine Szene ausgebaut wurde. Auf soviel Kreativität kann man nur neidisch sein.
Ach ja, die Videos:
Das Theaterstück


Schaukampf nach Dreynschlag
http://www.youtube.com/watch?v=7Tts0m0x0xM

Weiters gab es generell vieles für Kinder, so durften sie zum Beispiel einen Schildwall umrennen, was sie mit Vergnügen taten. Es gab Kriegsausrüstung zum Anfassen und Führungen durch die Lager.

Fazit:
Sehr nette VA auf recht hohem Niveau, was die Darsteller angeht. Netter Umgang untereinander. Orga ist sehr gut.
Für uns ist Rabenstein ein schönes Beispiel dafür, dass ein Markt auch mit „Authentikern“ jede Menge Besucher anziehen kann.

Hinweis zu den Fotos:
wenn sich jemand auf den Fotos findet und sich aber nicht im Internet veröffentlicht haben will, bitte bei uns melden (Kontaktdaten im Impressum). Wir nehmen das Foto dann raus oder ändern es – wenn möglich – ab.



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