Vermessung im hochmittelalterlichen Bergbau

(oder: ich habe ja schon von moderner Vermessungstechnik keine Ahnung)

Alles fing damit an, dass ich für die Darstellung des Herrn Gemahl und Bergmeisters herausfinden wollte, wie diese Vermessungsseile ausgesehen haben könnten. Wie lang insgesamt? Die Knoten in welchem Abstand? Wie dick war so ein Seil? Wurde es nur aufgenommen transportiert wie ein Kletterseil oder auf einer Rolle?

Natürlich hat man seinen Agricola im Hause, der in seinen Büchern detailliert erklärt, wie der Bergmeister vermessen hat, zu seiner Zeit und vor seiner Zeit (letzteres eher für uns interessant). Leider beschreibt er das Seil nicht, und man sieht es auch auf keiner seiner sonst so detaillierten Stiche (die ersten schon richtig modernen technischen Zeichnungen übrigens).

Also dachte ich, fang mal mit Längenmaßen an. Längenmaße im Hochmittelalter, heutiges Baden und Württemberg, also was man so als „Stauferland“ bezeichnet.

Die Internetrecherche ergab durchaus einiges. Einiges sehr allgemeines, was Längenmaße anging. Einiges sehr detailliertes, was Vermessen anging. Man findet eine Seite wie den „Mittelalter-Rechner“, der immerhin noch genaueres wissen will, bevor er rechnet.
Ich lernte, dass es „Ruten“ gab, unter anderem eine 14-Fuß-Feldrute. Sind die mit so einem langen Teil durch die Lande gezogen? Überhaupt natürlich Wikipedia, z.B. zur „Rute“: Ausflug in die historische Geodäsie mit unglaublich viel Wissen, aber keine oder ganz wenige Angaben zu Jahreszahlen („römisch“, „mittelalterlich“, „Residenzstadt“ …)

Auch auf den Seiten einiger „Mittelaltergruppen“ werden die Maße behandelt, aber auch hier findet man nur übergreifende Angaben.

Schon ganz nützlich: „Erst im Mittelalter mit seiner Vorliebe für das Duodezimalsystem wurde der Fuß statt in sechzehn in zwölf Untereinheiten geteilt.“ (Wikipedia). Richtig, das Thema 12er-Einheiten statt heutiger 10er-Einheiten sollte man auch im Hinterkopf haben. Oh jerum.

Weitergeholfen hat mir vorübergehend das Lexikon des Mittelalters, Band VI, Suchwort „Maße“. Da findet sich tatsächlich der „staufische Fuß“ = 30,40 cm, der als Maß im Bauwesen gegolten hat.

Bis mich jemand von was anderem überzeugt, gehe ich davon aus, dass dieser staufische Fuß nicht nur bei Bauten, sondern auch bei anderen Vermessungsarbeiten Gültigkeit hatte. Was das Meßseil angeht, so lässt mich auch das Lexikon im Stich. Es taucht zwar bei der „Vermessung“ noch einmal auf, auch als „Richtschnur (linea), die auch als Knotenschnur für große Längen benutzt wird“. Hier findet sich aber auch der Hinweis auf die Malereien in der Burgkirche Schwarzrheindorf bei Bonn, bei denen die „Visionen des Ezechiel“ mit Vermessungsausrüstung, deren Anwendung und Bezeichnung dargestellt sein sollen? Diese Kirche werden wir uns bei der nächstmöglichen Gelegenheit mal anschauen müssen.

— wird fortgesetzt —

Leben um 1150 n. Chr. – Bergbau im Hochmittelalter