Archiv der Kategorie: Dies & das

Mittelalterliches Essen, mal aus einem anderen Blickwinkel

Wie einige aus unserem Bekanntenkreis wissen, sind Günter und ich Mitglieder bei SlowFood. Nachdem wir schon Jahre vorher – soweit möglich – die Prinzipien dieser Gruppe „lebten“, machten wir irgendwann Nägel mit Köpfen und traten dem Convivium Stuttgart bei. Leider reicht unsere Zeit nicht aus, um so aktiv zu sein wie wir gerne wollten, aber nach wie vor kaufen, essen und trinken wir nach Möglichkeiten „slow“. Und die Idee, dass dieses „Slow food“ durchaus eine Schnittstelle zur mittelalterlichen Lager- und/oder Burgküche hat, trieb mich schon länger um. Wie zur Bestätigung erschien nun in der aktuellen Zeitschrift der übliche Test (das „Geschmackslabor“)  eines bestimmten Essens zusammen mit Weinen. Dieses bestimmte Essen war ein spätmittelalterliches, eher schon Renaissance-Rezept. Dazu eine aus meiner Sicht wirklich überraschende tiefgängige   Einführung. Solche Berichte und Tests, weit entfernt von den üblichen Klischees, wünsche ich mir.

Gedanken zur historischen Darstellung, die Erste

Wir leben ja nun in einer Zeit, in der die Menschen dauernd auf irgendeine Art bespielt werden, bespielt werden wollen. Das würde für uns Darsteller bedeuten, diesen Trend aufzunehmen und ebenfalls das Volk zu bespielen – in kleinen Häppchen, damit wir nicht „weggezappt“ werden. Oder wir gehen den anderen Weg und werden nur vom wirklich interessierten Publikum wahr genommen. Oder – ganz schräger Gedanke – wir nehmen das auf, was viele an den vergangenen Zeiten so schön finden: dass „man noch mehr Zeit hatte, noch mit der Natur lebte“, also dass wir das aufgreifen, was mit dem Modebegriff „Entschleunigen“ umschrieben wird. Das wiederum erfordert aber einiges an pädagogischem Geschick und Nervenstärke, um überdrehte Kinder und Erwachsene auszuhalten.

Normierte Wagenbreiten?

Manchmal wird man von Recherchethemen sozusagen hinterrücks angegangen.

Da waren wir mal wieder wandern, so am Rand des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Münsingen. Genauer gesagt, wanderten wir von Seeburg nach Trailfingen. Günter erzählte mir unterwegs, dass es oben am Weg so alte Wagenspuren gäbe, war sich aber nicht sicher, wo genau.
Die Stelle war problemlos zu finden, rechts und etwas unterhalb vom Wanderweg: ein schmales Stück Weg mit eben den Wagenspuren. Die Spurbreite ist nicht besonders breit, die Spur sehr deutlich, jede Rille ca. 4-5 cm breit. Da wir nichts zum messen dabei hatten, nahm Günter die Wanderkarte zu Hilfe. Die Wagenspuren waren 4x die Länge der Wanderkarte (24 cm) plus ein paar Zentimeter auseinander, also ca. 100 cm.
Um eine solch markante Spur zu hinterlassen, mussten dort Wagen gefahren sein, deren Spurbreite exakt übereinstimmte, denn sonst wäre die Spur nicht so präzise. Das gilt auch dann, wenn die Spuren nicht von den Wagen selbst stammen, sondern als Geleise eingeschlagen wurden.
Die Neugierde war geweckt: Eine kurze Internetrecherche ergab, dass manche glaubten, die Spur sei von römischen Wagen, andere sprachen von alamannisch, wieder andere von zeitlich nicht näher definierten Mahlguttransporten …

Schon bei der Annahme, die Spuren könnten römisch sein, wird die Recherche interessant: klick.
In Bayern wurde eine ganz ähnlich aussehende Straße gefunden, auch dort weiß man wohl nicht so recht, aus welcher Zeit und für welchen Zweck: klick

Die These „Die Spurbreite des römischen Wagens betrug 107 cm, im Mittelalter 100 cm. Dadurch sind heute die Trassierungen der Römerzeit und des Mittelalters genau zu identifizieren.“ auf dieser Seite werden anderenorts wieder angezweifelt.

Offenbar hat sich noch nie jemand ernsthaft mit dieser Spur beschäftigt … sicher sagen kann man, dass es sich um eine alte Straße aus dem Tal hinauf auf die Hochfläche gehandelt hat. Der heutige Wanderweg ist gut zu laufen (keine ernsthaften Steigungen) und dürfte auch für schwere Karren mit Pferden oder Ochsen kein Problem gewesen sein.